Wie der Washingtoner Korrespondent des privaten Radiosenders RMF FM berichtet, hatte die US-Botschaft in Moskau bereits am 7. März eine Warnung herausgegeben. Darin wurden US-Bürger aufgefordert, große Veranstaltungen wie Konzerte, zu meiden. Damals sei innerhalb von 48 Stunden ein Anschlag von „Extremisten" geplant gewesen, hieß es. Am Mittwoch, dem 19. März, wies Wladimir Putin die Warnungen der US-Diplomaten an Russland zurück. Der russische Diktator bezeichnete sie als „Erpressung" des Westens und als Versuch, „unsere Gesellschaft einzuschüchtern und zu destabilisieren".
Anschlag eine russische Provokation?
Wie Anna Maria Dyner vom Polnischen Institut für Internationale Angelegenheiten (PISM) in einem Interview mit RMF FM feststellte, „haben die russischen Dienste und der russische Staat mehr als einmal ihre eigenen Bürger ermordet, um einen Vorwand für bewaffnete Aktionen zu finden".
Die Äußerungen des Kreml-Sprechers, Dmitri Peskow, seien ebenfalls nicht ermutigend. Dieser habe nach dem Anschlag erklärt, dass sich westliche Länder in die „spezielle Militäroperation eingemischt" hätten, und diese „spezielle Operation" damit bereits ein Krieg sei. „Dies könnte darauf hindeuten, dass es sich um eine Art Provokation handelt, um die russische Öffentlichkeit zu mobilisieren, z.B. um weitere militärische Maßnahmen zu ergreifen oder zu intensivieren", betonte Dyner.
ISIS hat sich zum Anschlag in der Nähe von Moskau bekannt
Der Islamische Staat (ISIS) übernahm die Verantwortung zum Anschlag vom Freitag auf die Konzerthalle in der Nähe von Moskau.
Wie der Bellingcat-Journalist Christo Grozew am Freitag gegenüber dem unabhängigen russischen Fernsehsender Dodschd erklärte, hätten die USA Dokumente des sogenannten Islamischen Staates - Provinz Chorasan (ISIS-K) abgefangen. Anhand dieser Informationen hätten sie die russischen Dienste vor einem vorbereiteten Terroranschlag gegen Russen gewarnt. „Und wir wissen, dass der russische Staat darauf geantwortet hat, dass die von der US-Seite gelieferten Informationen nicht spezifisch genug waren", erklärte Grozew.
Nahe Moskau war es gestern zu einer Schießerei in der Ausstellungs- und Konzerthalle Crocus City Hall gekommen. Die Zahl der Todesopfer wird mittlerweile auf mindestens 60 Personen geschätzt, über 140 Personen wurden verletzt. Mindestens drei Personen in Tarnkleidung sollen das Feuer aus automatischen Waffen eröffnet haben, berichten mehrere Medien. Zeugen berichteten auch von zwei Explosionen.
PAP/Reuters/rmf24.pl/ps/adn