Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren Reisen von US-Präsidenten außerhalb ihres Heimatlandes äußerst seltene Ereignisse. Sie wurden nur in Ausnahmefällen organisiert. So war es bei der Friedenskonferenz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und bei Treffen mit den Alliierten während des Zweiten Weltkriegs. Im Jahr 1959 hat Vizepräsident Richard Nixon als erster hochrangiger amerikanischer Beamte das damals kommunistische Polen besucht.
Richard Nixon (1972)
Erst Ende der 1960er Jahre haben sich die US-Präsidenten den mitteleuropäischen Ländern zugewandt. Im Zuge der Entspannungspolitik in den Beziehungen zwischen West und Ost hatte Richard Nixon erneut Warschau besucht. Diesmal als US-Präsident. Während seines Besuchs hatte Nixon amerikanische Kredite und Lizenzen für Polen sowie eine Intensivierung des Handels zwischen der Volksrepublik Polen und den USA angekündigt. Nixon betonte in seinen offiziellen Reden die Bedeutung der Eindämmung des Wettrüstens und der geplanten Verhandlungen über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
„Es geht hier darum, die wichtige Rolle zu demonstrieren, die Polen, das im Herzen Europas liegt, in der Vergangenheit gespielt hat und in der Zukunft spielen wird, um die Spannungen, die Europa heute spalten, abzubauen", sagte Nixon damals.
Gerald Ford (1975)
Nixons Mission wurde von seinem „Übergangs"-Nachfolger Gerald Ford fortgesetzt. Im Jahr 1975 hatte er Warschau, Krakau und das ehemalige deutsche Vernichtungslager Auschwitz besucht. Von Moskau aus kam er in Polen an und reiste dann nach Helsinki - zu einer von Nixon geplanten Konferenz der Regierungs- und Staatschefs von 33 europäischen Ländern sowie Kanada und den USA. Diese Konferenz gipfelte in der Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
In seiner Rede in Krakauer betonte Ford die Verbundenheit der beiden Nationen und rief dazu auf, die Kluft „zum beiderseitigen Nutzen der Völker Polens und der Vereinigten Staaten in den kommenden zehn Jahren".
Jimmy Carter (1977)
Im Jahr 1977 besuchte Jimmy Carter Warschau. Die Reise fand nach der Entstehung einer offen antikommunistischen Opposition in Polen statt. Der Architekt der amerikanischen Politik gegenüber Mitteleuropa war hingegen der polnisch-stämmige Nationale Sicherheitsberater Zbigniew Brzeziński. Seine Idee war es, die Beziehungen zu den einzelnen Satellitenländern zu nuancieren, um sie zu einer größeren Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu bewegen. Die „Belohnung" sollte wirtschaftliche Unterstützung sein. Der Besuch ist mit Demonstrationen der antikommunistischen Opposition und Petitionen an die US-Botschaft in die Geschichte eingegangen.
George H.W. Bush (1989, 1992)
Im Juli 1989 traf George H.W. Bush in Warschau ein, nachdem am Runden Tisch teilweise freie Parlamentswahlen vereinbart worden waren. Polen war nach wie vor das einzige Land in Mitteleuropa, in dem so weitreichende System-Reformen durchgeführt wurden. Bei einem Treffen mit dem Diktator General Wojciech Jaruzelski forderte er ihn auf, für das neu geschaffene Amt des Präsidenten der Volksrepublik Polen zu kandidieren. Bush hatte auch eine Rede vor dem Sejm gehalten.
Am 11. Juli 1989 besuchte Bush Gdańsk, wo er sich u.a. mit dem Solidarność-Anführer Lech Wałęsa traf. „Heute sage ich denen, die denken, dass die Hoffnung dauerhaft zerstört werden kann: Schaut nach Polen! Denjenigen, die denken, dass die Freiheit für immer weggenommen werden kann, sage ich: Schaut nach Polen! Denjenigen, die denken, dass Träume für immer unterdrückt werden können, sage ich: Schaut auf Polen!", sagte Bush in einer Rede vor den Toren der Danziger Werft.
Bushs nächster Besuch in Mitteleuropa erfolgte nach der formellen Auflösung des Warschauer Paktes, dem Zusammenbruch der UdSSR und der Ankündigung von Plänen für eine enge Zusammenarbeit mit der NATO durch die Regierung von Premierminister Jan Olszewski. Der fünfstündige Besuch bedeutete eine Art Ende des Kalten Krieges. „Dies ist eine neue Ära, nicht nur für Polen, sondern für ganz Europa. (...). Hier, in Polen, hat der Zweite Weltkrieg begonnen. Hier in Polen warf der Kalte Krieg am frühesten seine Schatten voraus. Und hier, in Polen, hat die Nation den Kalten Krieg endgültig beendet", sagte er in einer Rede auf dem Schlossplatz.
Bill Clinton (1994, 1997)
Ein Durchbruch in den Beziehungen der USA zu den mitteleuropäischen Ländern erfolgte während der Präsidentschaft von Bill Clinton. Nach langem Zögern und Meinungsverschiedenheiten in der politischen Elite der USA stimmte der Präsident der Aufnahme Polens, Ungarns und der Tschechischen Republik in die NATO zu. Die Bestätigung dieser Pläne war sein Besuch in Warschau am 6. und 7. Juli 1994. Die NATO-Erweiterung sei trotz der Proteste Russlands nur eine Frage der Zeit, betonte Fünf Jahre vor der Aufnahme Polens in die NATO der US-Präsident in Warschau. Clinton war 1994 auch der erste US-Präsident, der Länder besucht hatte, die erst zwei Jahre zuvor aus der Sowjetunion ausgetreten waren - Belarus, die Ukraine und Lettland.
George W. Bush (2001, 2003, 2007)
Der erste Besuch von Clintons Nachfolger in Warschau fand 2001 statt. Damals rief er dazu auf, die Trennlinien des Kalten Krieges zu überwinden. „Lassen Sie uns nicht über Ost und West sprechen. Das war eine alte Teilung. Sie war keine geografische Tatsache, sondern eine Tatsache der Gewalt. Unser Ziel ist es, die falschen Linien zu beseitigen, die Europa zu lange geteilt haben", sagte Bush.
Der Terroranschlag vom 11. September 2001 hatte die politischen Prioritäten von Präsident Bush verändert und Polen zu einem der wichtigsten Länder in der Koalition im Kampf gegen den islamischen Terrorismus gemacht. Der zweite offizielle Besuch von George W. Bush fand im Jahr 2003 statt. Zusammen mit seiner Frau Laura besuchte Bush Polen auf dem Weg nach St. Petersburg. Der US-Präsident wurde u. a. von der nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice und dem US-Außenminister Colin Powell begleitet. Das Präsidentenpaar hatte die Gedenkstätte des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau besucht. Anschließend sprach der US-Präsident im Wawel-Königsschloss in Krakau mit Polens Staatshaupt Aleksander Kwasniewski. George Bush sprach auch mit Premierminister Leszek Miller u.a. über die EU-Erweiterung und die polnische Beteiligung an der Stabilisierungsmission im Irak.
Zum dritten Mal kam G. Bush nach Polen, um mit Präsident Lech Kaczynski über den Aufbau eines Raketenschutzschildes zu sprechen. „Ich hoffe, dass wir eine Einigung erzielen werden, die zur Sicherheit Polens und des gesamten Kontinents beiträgt", sagte er damals. Er hatte Polen für seine Beteiligung an den Militäreinsätzen in Afghanistan und im Irak sowie für seine Unterstützung im Kampf für die Freiheit der Belarussen gedankt. Bush schätzte Polen damals als einen „großen Unterstützer der Freiheit".
Die Pläne für den Bau eines Raketenschildes, der ersten ständigen US-Militärbasis in Mitteleuropa, wurden durch die Entscheidung des Nachfolgers von Bush verschoben. Dieser hatte eine Politik der „Wiederherstellung" der Beziehungen zu Russland verfolgt. Die am 17. September 2009 verkündete Entscheidung hatte eine Krise in den Beziehungen zwischen den USA und Polen ausgelöst.
Barack Obama (2011, 2014, 2016)
Der erste schwarze US-Präsident stattete Polen 2011 seinen ersten Besuch ab. Obama war ein besonderer Gast auf dem 17. Mitteleuropäischen Gipfel in Warschau. In Warschau erklärte Obama, dass Polen einer der engsten und stärksten Verbündeten der USA sei. Der zweite Besuch von Präsident Obama fand 2014 statt. Damals nahm der amerikanische Staatschef an den offiziellen Feierlichkeiten zum Jahrestag der Wahlen vom 4. Juni 1989 teil.
Die ersten freien Wahlen in Polen hätten den Anfang vom Ende des Kommunismus nicht nur in Polen, sondern in ganz Europa markiert, sagte Obama damals auf dem Schlossplatz in Warschau. Während seines Besuchs hatte er sich auch mit den Staats- und Regierungschefs von siebzehn mittel- und osteuropäischen Ländern getroffen, darunter auch mit dem designierten Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko. Es war der erste Besuch des US-Präsidenten in Mitteleuropa nach der russischen Aggression auf der Krim und im Osten der Ukraine.
Obama hatte eine bescheidene Aufstockung der rotierenden US-Militärpräsenz an der Ostflanke der NATO angekündigt. Zum dritten Mal war Präsident Barack Obama anlässlich des NATO-Gipfels vom 8. bis 9. Juli 2016 in Warschau. An dem Treffen hatten unter dem Vorsitz von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg 61 Delegationen, darunter 18 Präsidenten und 21 Premierminister teilgenommen. Im Vorfeld des NATO-Gipfels fand ein Treffen zwischen dem Präsidenten Polens und der USA statt. Polen sei eine der Säulen der Ostflanke der NATO und ein engagierter Verbündeter, bekräftigte Obama nach den Gesprächen.
„Angesichts der neuen Verpflichtungen, die ich heute eingehe, können das polnische Volk und unsere Verbündeten in der Region sicher sein, dass die NATO an ihrer Seite steht, Schulter an Schulter, egal was passiert, heute und immer", sagte der US-Präsident nach seinem Treffen mit Andrzej Duda.
Der Warschauer Gipfel gilt als einer der wichtigsten in der Geschichte des Bündnisses, da er die weitere Stärkung der Ostflanke der NATO garantiert hat.
Donald Trump (2017)
Der Besuch von Präsident Donald Trump war ein Zeichen der Unterstützung für die unter polnischer Führung entstehende Drei-Meere-Initiative. Ein Forum für eine enge Zusammenarbeit zwischen den Ländern an der Adria, der Ostsee und dem Schwarzen Meer. Der US-Präsident wurde im Königsschloss empfangen und sprach anschließend vor dem Denkmal des Warschauer Aufstands. Er erinnerte an den polnischen Unabhängigkeitskampf und wies auf die Rolle von Werten und Traditionen bei der Stärkung der westlichen Länder hin. „Und heute, wie immer, ist Polen in unseren Herzen, während sein Volk kämpft. Ich verkünde der Welt heute, dass, so wie der Wille Polens nicht gebrochen werden konnte, WIR NIEMALS DEN WILLEN DES WESTENS BRECHEN WERDEN. Unser Wertesystem WIRD siegen. Unsere Nationen werden aufblühen. Und unsere Zivilisation wird TRIUMFIEREN. Lasst uns also alle so kämpfen wie die Polen - FÜR DIE FAMILIE, FÜR DIE FREIHEIT, FÜR IHR LAND UND FÜR GOTT [Auszüge in Großbuchstaben in der offiziellen Abschrift der Rede - Anm. d. Red.]", betonte Trump.
Joe Biden (2022, 2023)
Der Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine hat die westlichen Länder veranlasst, Kiew zu helfen. Das Symbol für ein neues Kapitel in der internationalen Politik war vier Wochen nach dem russischen Angriff der Besuch von US-Präsident Joe Biden am 25. März 2022 in Polen. Er hatte sich u.a. mit Präsident Andrzej Duda im Präsidentenpalast getroffen und die Registrierungsstelle für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Nationalstadion besucht. „Habt keine Angst. Die Freiheit wird sich durchsetzen. Die große polnische Nation beweist heute vor den Augen der ganzen Welt außergewöhnliche Großzügigkeit und Edelmut", sagte der US-Präsident in seiner Rede auf dem Schlossplatz.
Er versicherte auch die Gültigkeit der Sicherheitsgarantien innerhalb der NATO. „Wir haben die heilige Verpflichtung nach Artikel fünf, jedes NATO-Mitglied, jeden Zentimeter des NATO-Territoriums mit der Kraft unserer kollektiven Verteidigung zu verteidigen", betonte er.
PAP/ps