Deutsche Redaktion

Wie Polen gegen die Formulierung „polnische Todeslager“ kämpft

01.02.2025 08:00
 „In den letzten Jahren haben die polnischen Diplomaten die Verwendung falscher Ausdrücke wie ,polnische Todeslager' in ausländischen Medien erfolgreich reduziert, aber der Kampf geht weiter“, teilte das polnische Außenministerium mit.
Edward Mosberg. Witness - Passing the Torch of Holocuast Memory, Polish Edition
Edward Mosberg. Witness - Passing the Torch of Holocuast Memory, Polish Editionwikimedia commons

Nach Angaben des Auswaertigen Amtes, die dem Polnischen Rundfunk vorliegen, haben die diplomatischen Vertretungen Polens im vergangenen Jahr in 71 Fällen interveniert, was einen Rückgang gegenüber den Vorjahren bedeute. „Im Jahr 2023 gab es 85 derartige Interventionen, im Jahr 2022 - 73 und im Jahr 2021 - 147. Der Trend ist also leicht abnehmend, aber wir sollten dennoch vorsichtig sein, denn es handelt sich um ein unregelmäßiges Muster“, betonte der Sprecher des Außenministeriums, Paweł Wroński.

Infolge der Bemühungen der polnischen Botschaften haben Medien wie die New York Times und die Associated Press Richtlinien eingeführt, um ungenaue Formulierungen im Zusammenhang mit der Geschichte Polens zu vermeiden. Wie Wroński erklärte, seien diese Interventionen in 90 Prozent der Fälle erfolgreich. Die Öffentlichkeit erkenne zunehmend, dass es sich bei solchen Begriffen um einen bedeutenden und schmerzhaften historischen Fehler handele, der dazu führen könne, dass Polen zu Unrecht die Verantwortung für den Holocaust zugeschrieben werden könnte.

„So etwas wie ein polnisches Konzentrationslager gab es nicht. Alle Lager waren deutsch“
Wie das Außenministerium hervorhob, resultieren diese falschen Formulierungen vor allem aus Unwissenheit. Aber auch visuelle Stereotypen über den Holocaust in Filmen aus den 1970er Jahren spielen noch heute eine Rolle. Deutsche Todeslager wurden damals fälschlicherweise auf heutigen Landkarten Polens eingezeichnet.

Zwischen 2008 und 2018 haben polnische Diplomaten weltweit 1.627 Interventionen wegen historischer Ungenauigkeiten über den Zweiten Weltkrieg durchgeführt. Die Verwendung falscher Formulierungen in ausländischen Medien war zwischen 2015 und 2018 besonders häufig, wobei die Zahl der Interventionen jährlich bei über 200 lag.

„So etwas wie ein polnisches Konzentrationslager gab es nicht. Alle Lager waren deutsch“, sagte der Holocaust-Überlebende Edward Mosberg bei seinem Besuch in Auschwitz im Jahr 2019. Wie er damals weiter betonte, hätte es den Holocaust in Polen nie gegeben, wenn die Deutschen nicht gekommen wären. Der ehemalige jüdisch stämmige Auschwitz-Gefangene ist im Jahr 2022 im Alter von 96 Jahren in den Vereinigten Staaten gestorben. 

IAR/MSZ/ps


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