Deutsche Redaktion

"Trump bekommt einen Korb" - Medienkommentare nach Gespräch zwischen Trump und Putin

19.03.2025 11:42
Nach dem gestrigen Gespräch zwischen Trump und Putin, spricht Russland von einer Annäherung. In der Ukraine und Westeuropa überwiegt die Skepsis.
.
Иллюстрация.Источник: pixabay.com

Ukraine: „Putin spielt auf Zeit“ 

Politische Analysten in Kiew haben Moskau vorgeworfen, lediglich eine „Atempause“ für seine Truppen zu suchen, nicht aber einen ernsthaften Friedensschluss.

Der ehemalige Duma-Abgeordnete und heutige Kreml-Kritiker Gennadi Gudkow warnte, dass Putin in dem Gespräch taktische Zugeständnisse gemacht habe, ohne tatsächlich seine Position zu ändern: „Putin tat so, als könne er alle Probleme der Welt lösen. Aber wenn er sagt: ‚Wir sollten keine Angriffe auf die Energieinfrastruktur führen, die Ukraine sollte sich nicht bewaffnen, keine Mobilisierung durchführen‘ – dann ist das reine Heuchelei. Nach inoffiziellen Informationen bereitet er bereits neue Reserven vor, um die Ukraine erneut anzugreifen.“ 

Der russische Journalist Michail Fischman von der unabhängigen Nachrichtenseite Doschd (Descht) zog einen sportlichen Vergleich: „Putin hat den Ball aus seiner Hälfte auf die Seite der USA gespielt.“ Der ukrainische Politologe Georgi Tschischow stellte infrage, ob Trump die Rolle eines Vermittlers zwischen Kiew und Moskau glaubwürdig ausfüllen könne. 

Frankreich: "Trump bekommt einen Korb" 

Auch in der französischen Presse wird das Telefonat zwischen Trump und Putin als Misserfolg für den US-Präsidenten gewertet. Le Point titelte: „Donald Trump bekommt einen Korb“ und erinnerte an einen seiner eigenen Ratschläge aus dem Buch The Art of the Deal: „Das Schlimmste, was du tun kannst, ist, den Eindruck zu erwecken, dass du verzweifelt nach einem Deal suchst. Die andere Seite merkt das – und dann bist du erledigt.“

Laut Le Monde brachte das Gespräch keine substanziellen Ergebnisse. Besonders kritisch sah die Zeitung, dass keine Einigung über einen dauerhaften Waffenstillstand in der Ukraine erzielt wurde: „Donald Trump behauptet seit Jahrzehnten, ein Meister der Verhandlungen zu sein, doch nach diesem Gespräch mit Putin stellen sich Zweifel an seiner Strategie, seinen Ergebnissen und seinen Absichten.“ 

Le Figaro wiederum hob hervor, dass Wladimir Putin als eigentlicher Gewinner aus der Unterredung hervorgeht: „Seine strategische Situation hat sich spektakulär verbessert.“ Die Zeitung argumentierte, dass der Kreml nun auf eine Neuausrichtung der US-Russland-Beziehungen hoffe – und Europa dabei keine Rolle spiele. „Man sucht dieses Wort vergeblich in den Abschlusserklärungen – weder auf Englisch noch auf Russisch.“ 

Tschechien: Empörung über Putins Eishockey-Idee 

Ein ungewöhnliches Detail des Gesprächs sorgte vor allem in Tschechien für Aufsehen: Laut Kreml soll Trump Putins Vorschlag eines Eishockey-Freundschaftsspiels zwischen den USA und Russland positiv aufgenommen haben. 

Das tschechische Wirtschaftsblatt Hospodářské Noviny sieht darin eine politische Geste des US-Präsidenten: „Die Aussicht auf ein Eishockeyspiel ist eine Verbeugung Trumps vor Putin. Die Liebe des russischen Herrschers zu diesem Sport ist allgemein bekannt – und die aktuelle Lage stört ihn.“ Das Blatt erinnerte daran, dass Russland nach dem Überfall auf die Ukraine von internationalen Sportwettkämpfen ausgeschlossen wurde: „Ein solches Spiel könnte Russland wieder näher an die Weltbühne heranführen.“

Besonders scharf reagierte die tschechische Eishockey-Legende Dominik Hašek. Der ehemalige Nationaltorwart, der sich in den letzten Jahren politisch engagiert und klar an der Seite der Ukraine steht, bezeichnete die Idee als inakzeptabel: „Das Ausnutzen von Bürgern zur Rechtfertigung der schlimmsten Verbrechen ist nicht nur Verrat, sondern ein Verbrechen, das der US-Präsident begeht.“ 

Der tschechische Sportnachrichtendienst iSport spekulierte, dass Putins Vorschlag bald konkreter werden könnte: „Es ist zu erwarten, dass Putins Idee in den kommenden Wochen an Dynamik gewinnt. Das steht im Zusammenhang mit den nahenden Olympischen Winterspielen, an denen die Teilnahme Russlands noch ungewiss ist.“

IAR/adn


Russland will neue Ordnung in Europa erzwingen

18.03.2025 14:30
Es sei unvernünftig, von Russlands Diktator zu erwarten, er werde internationale Verpflichtungen einhalten. Es mehren sich die Anzeichen, dass der polnisch-polnische Krieg zwischen zwei Parteien nicht mehr den politischen Bedürfnissen der Polen entspreche. Und: Deutschland, Russland und die USA verhandeln im Geheimen über die Versorgung Europas mit russischen Rohstoffen. Mehr dazu in der Presseschau.

Trump spricht mit Putin – Einigung auf begrenzten Waffenstillstand

18.03.2025 21:06
Russlands Präsident Wladimir Putin hat einem US-Vorschlag zugestimmt, für 30 Tage alle Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur auszusetzen – unter der Voraussetzung, dass Kiew ebenso verfährt. Das teilten die US-Regierung und der Kreml nach einem Telefonat zwischen Putin und Präsident Donald Trump mit. Dies soll den Auftakt zu einem Friedensprozess bilden.

Kommentar: „Praktisch haben wir einen Weltkrieg“

19.03.2025 09:00
Wie ist nun die aktuelle Lage in der Achse USA-Ukraine-Europa-Polen einzuschätzen?

"Eile mit Weile"

19.03.2025 10:04
Putin nutze die Eile von Trump aus, um Zugeständnisse auf Minimalniveau zu halten, meint der ehemalige hohe NATO-Beamte Dr. Jamie Shea. Der Amerika-Experte Professor Jarosław Szczepański sieht in dem Vorgehen der Trump-Administration einen konsistenten Plan, von dem Europa allerdings nicht viel haben werde. Und: Bleibt Torhüter Szczęsny auch über die Saison hinaus bei Barca? Mehr dazu in der Presseschau.

Ochmann: „Langfristig wird Trump den USA schaden“

19.03.2025 11:02
Was US-Präsident Donald Trump heute tut, ist keine Überraschung. Doch was ihn von seiner ersten Amtszeit unterscheidet, ist seine Radikalität. Allerdings kann sich Trumps harter Kurs auch gegen ihn wenden.