„Was bringt ein Waffenstillstand Russland? Nichts. Was bringen 30 Tage der Ukraine? Eine Stabilisierung der Front“, schrieb ein einflussreicher Militärblogger auf Telegram. Mehrere prominente Kommentatoren forderten die russische Führung auf, das Angebot aus Washington abzulehnen.
Scharfe Reaktionen aus der russischen Blogosphäre
Ein Autor des Kanals „Kotsnews“ reagierte besonders harsch: „Steckt euch eure Friedensinitiativen sonst wohin. Letztes Jahr habt ihr einen Waffenstillstand vorgeschlagen – geantwortet habt ihr mit einer Invasion. Wir haben alles verstanden.“ Er verwies darauf, dass Kiew bereits in der Vergangenheit Verhandlungen angeboten habe, als es an der Front unter Druck geriet. Ähnlich sei es 2014 in Ilowajsk und Debalzewe gewesen sowie 2022, als russische Truppen vor Kiew standen.
Auch der Blogger Alex Parker äußerte Zweifel an dem Vorschlag. „Was bringt ein Waffenstillstand Russland? Nichts. Aber für die Ukraine bedeutet er eine Stabilisierung der Front – besonders in der Nähe von Pokrowsk und in der Region Kursk.“
Ein weiterer Kriegsbefürworter, Boris Roschin, warf der Ukraine vor, eine Waffenruhe nur nutzen zu wollen, um ihre Armee wiederaufzubauen und neue westliche Waffen zu erhalten. Anschließend werde sie mit „neuer Energie“ den Krieg fortsetzen. Er sprach von einem „klassischen Betrug nach dem Muster Tschetschenien 1995-1996 und Minsk-1/Minsk-2“.
Hoffnung auf Ablehnung durch den Kreml
Der bekannte Telegram-Autor Alexej Schiwow äußerte die Hoffnung, dass der Kreml den Waffenstillstand ablehnt. „Washington nimmt die Militärhilfe für die Ukraine wieder auf. Das bedeutet, dass es sich erneut aktiv am Krieg gegen Russland beteiligt“, schrieb er. „Warum sollte Russland diese Pause akzeptieren? Das ist völlig unklar.“ Seiner Ansicht nach wäre eine Waffenruhe „strategisch nachteilig“ für Moskau.
Kiew stimmt unter Bedingungen zu
Der US-Vorschlag sieht eine beidseitige 30-tägige Feuerpause vor. Nach Gesprächen mit Washington signalisierte die Ukraine am Montag ihre Zustimmung, sofern auch Russland die Kämpfe einstellt. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, der Waffenstillstand solle für „die gesamte Frontlinie“ gelten, einschließlich Luftangriffen und Gefechten im Schwarzen Meer.
US-Außenminister Marco Rubio kündigte an, dass Washington Moskau offiziell einen Vorschlag für eine vorübergehende Waffenruhe unterbreiten werde. Er hoffe, dass der Kreml zustimmen werde. US-Präsident Donald Trump begrüßte die Bereitschaft Kiews und erklärte, er wolle in dieser Woche persönlich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sprechen. Sollte Putin einer Feuerpause zustimmen, wäre damit „75 Prozent des Weges zur Beendigung des Krieges“ geschafft, so Trump.
Widerstand auch in russischer Politik
Nicht nur Blogger, sondern auch Vertreter der russischen Politik kritisierten den Vorschlag. Konstantin Kosatschow, Vizevorsitzender des Föderationsrats, sagte, dass jegliche Friedensgespräche zu russischen und nicht zu amerikanischen Bedingungen geführt werden müssten. Er warf Washington vor, Kiew Vorgaben zu machen: „Die Ukrainer tun, was ihnen gesagt wird. Sie beugen sich und unterwerfen sich.“
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