Am Montagabend hatte die serbische Ordnungspolizei mit Schlagstöcken vor dem RTS-Eingang hinter Metallbarrieren verschanzte Demonstranten vertrieben. Die Proteste nahmen zu, als Serbiens Präsident Aleksandar Vučić in den Hauptnachrichten des staatlichen Senders auftrat. Er bezeichnete eine geplante landesweite Kundgebung am Samstag als „sinnlos“ und drohte mit Gewalt. „Ihr werdet mich töten müssen, wenn ihr mich ersetzen wollt“, sagte er und fügte hinzu, er werde nicht zurücktreten.
Während des Interviews hat ein TV-Reporter die Studentenproteste als einen „Mob“ bezeichnet, was dem Präsidenten zu gefallen schien. Zuvor hatte Vučić einen über die Proteste berichtenden RTS-Journalisten als „Schwachkopf“ bezeichnet. Später entschuldigte er sich, bezeichnete die RTS-Reporter jedoch als „eine Schande für ihren Beruf“. In einer Erklärung hat RTS am Dienstag die Blockade als „gefährlichen Schritt in einen offenen Konflikt mit unvorhersehbaren Folgen“ verurteilt. Die Mitarbeiter der Anstalt seien auch daran gehindert worden, in ihre Büros zu gelangen.
Hintergrund der Proteste
Die Demonstranten haben angekündigt, die Blockade mindestens 22 Stunden lang aufrechtzuerhalten und eine ähnliche Aktion in der Stadt Novi Sad organisiert. Von Studenten angeführte Kundgebungen erschüttern Serbien seit November, als ein eingestürztes Vordach des Bahnhofs von Novi Sad 15 Menschen getötet hat. Die Demonstranten machen die Korruption der Regierung und schlampige Renovierungsarbeiten für die Tragödie verantwortlich. Der serbische Präsident hat Forderungen nach einer Rechenschaftspflicht zurückgewiesen. Kritiker werfen seiner populistischen Regierung vor, die demokratischen Freiheiten zu unterdrücken. Die Studentenproteste verlaufen bisher größtenteils friedlich.
Besuch von Donald Trump Jr.
Am Dienstag hat sich der Präsident Vučić überraschend mit Donald Trump Jr. getroffen. Der Zweck des Besuchs wurde nicht bekannt gegeben. Vučić selbst, ein entschiedener Unterstützer des US-Präsidenten, sagte jedoch, das Treffen sei im Voraus geplant gewesen. Vučić regiert seit über einem Jahrzehnt mit seiner rechtslastigen Serbischen Fortschrittspartei. Er behauptet, dass die Demonstrationen von westlichen Interessensgruppen inszeniert werden, um ihn zu stürzen.
AP/Guardian/PR/ps