Rzeczpospolita: Oh, Du teurerere …
Die Preise der Lebensmittel, die für die Vorbereitung traditioneller Weihnachtsspeisen notwendig sind, sind im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent gestiegen, berichtet die konservative Rzeczpospolita. Das Blatt beobachtet seit 20 Jahren schon die Preise von Produkten, die für die Vorbereitung eines Heiligabend-Mals für vier Personen notwendig sind. In der diesjährigen Edition, lesen wir, sei der Preis, nach Jahren von minimalen Preisschwankungen erstmals wieder deutlich gestiegen, so dass man durchschnittlich 105 zł (etwa 25 Euro) für die Mahlzeit ausgeben muss. “Für den Preisanstieg in Polen ist definitiv teilweise der Export-Erfolg polnischer Lebensmittel verantwortlich”, erklärt der Chef des Forums für Wirtschaftsdialog Andrzej Faliński.
Die teilweise starken Preisanstiege, so das Blatt weiter, würden derzeit noch weihnachtliche Sonderangebote von Supermarktketten abmildern. Geht es jedoch nach dem Kommentator der Zeitung Krzysztof Adam Kowalczyk, deute alles darauf hin, dass die Preisanstiege im kommenden Jahr, wegen der immer häufigeren Dürren aber auch des wirtschaftlichen Abschwungs, der die Bereitschaft der Arbeitgeber zu Lohnerhöhungen senken wird, für die Konsumenten noch schmerzhafter ausfallen werden. Da man in der Weihnachtszeit jedoch Optimismus bewahren sollte, wünsche er allen, dass sich diese Prognosen nicht bewahrheiten, so Krzysztof Adam Kowalczyk in der Rzeczpospolita.
Gazeta Polska Codziennie: Familie über alles
Wie die nationalkonservative Gazeta Polska Codziennie berichtet, werden 71 Prozent der Polen den heutigen Heiligabend mit ihren Familien verbringen. Zudem, lesen wir, würden laut einer aktuellen Studie des Meinungsforschungsinstituts BIG InfoMonitor 99 Prozent der Befragten deklarieren, dass sie in dieser Zeit Weihnachtswünsche austauschen. Über 98 Prozent würden dabei auch eine Oblate brechen. Ein ähnlicher Anteil der Umfrageteilnehmer würde sich auch für die Aufstellung eines Weihnachtsbaums entscheiden. Das, so das Blatt, sei ein sehr gutes Ergebnis, wenn man im Hinterkopf behalte, dass nur 24 Prozent der Befragten Weihnachten als religiöses Fest bezeichnen. Die meisten würden eher die Bezeichnung “Familienfest” nutzen.
Laut Umfragen wachse zudem auch die Zahl derjenigen, die Bekannte und Freunde an den Weihnachtstisch einladen. Heute seien es 9 Prozent, vor vier Jahren seien es noch 4 Prozent gewesen. Interessant sei auch, dass der Großteil der Polen heute Weihnachten völlig alkoholfrei verbringe, was bis vor Kurzem noch ganz anders ausgesehen habe.
Schließlich wachse auch die Zahl derjenigen, die die Weihnachtszeit für einen Ausflug, besonders in die Berge nutze. In Bezug auf die Arbeitsbelastung, gehe aus der Studie hervor, dass zwei Prozent der Festangestellten an Heiligabend arbeiten werde. Die meiste Arbeit habe an diesem Tag aber natürlich der Weihnachtsmann. Der Besuch eines Berufs-Nikolauses in den Städten sei eine Ausgabe von bis zu 200 Złoty (also etwa 50 Euro), so Gazeta Polska Codziennie.
Rzeczpospolita: Gordischer Knoten im Justizwesen
Der Streit um die Justizreform macht jedoch auch vor Weihnachten nicht halt. Wichtiges Thema in den Kommentaren ist heute daher auch die Rückkehr des vom Justizminister degradierten Richters Paweł Juszczyszyn zum Urteilen. Juszczyszyn war dafür suspendiert worden, dass er die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs befolgen und den Status eines Kollegen aus einer unteren Instanz prüfen wollte. Über die Aufhebung der Suspendierung Juszczyszyns hatte gestern die umstrittene Disziplinarkammer des Obersten Gerichtshofs entschieden.
Mit dieser Entscheidung habe die Kammer viele überrascht, beobachtet die Kommentatorin der Rzeczpospolita Anna Wojda. Denn schließlich habe Juszczyszyn den Regierenden nach dem entsprechenden grünen Licht vom Obersten Gerichtshof als erster offiziell den Fehdehandschuh geworfen. Das Problem sei nur, dass die Suspendierung erstens sowieso am 29. Dezember ausgelaufen wäre und zweitens dass die Disziplinarkammer selbst und ihre Entscheidungen weder vom Obersten Gerichtshof, noch von Juszczyszyn anerkannt werden. Und nun habe eben diese Kammer entschieden, dass Juszczyszyn wieder urteilen dürfe. Ein gordischer Knoten, den wohl bald nur Alexander der Große werde durchschneiden können, so Wojda.
Gazeta Polska Codziennie: "Richter leben vom Staatshaushalt und sollen dem Staat dienen"
Die regierungsnahe Gazeta Polska Codziennie bezeichnet die Entscheidung über die Aufhebung der Suspendierung indes im Untertitel zur entsprechenden Meldung als Skandal. Zudem ist in der heutigen Ausgabe des Blatts auch ein Interview mit dem Politologen Prof. Kazimierz Kik zu finden, der den Beamtenstatus von Richtern hervorhebt. Da der Richter von Steuergeldern lebe und dem Staat diene, so der Politologe, diene er auch der demokratisch gewählten Regierung. Wenn er diese Regierung also angreife, sei es naiv zu denken, dass es keine Reaktion geben wird, betont Kik.
In einem anderen Artikel wirft das Blatt dem oppositionellen Senatsmarschall, in dessen Händen sich nun das kontroverse Disziplinierungsgesetz der Regierungspartei befindet, Korruption vor. Grodzki habe als Krankenhausdirektor Schmiergelder in Höhe von bis zu 500 Dollar für die Behandlung von Patienten erhalten. Der Betroffene selbst, so das Blatt, äußere sich ungerne zu den Vorwürfen, sei dafür aber im Bereich der Justizreform besonders aktiv, lesen wir in Gazeta Polska Codziennie.
Autor: Adam de Nisau