Deutsche Redaktion

Ermittlungen wegen angeblichen Staatsstreichs: Weitere Eskalation des Streits zwischen Regierung und Verfassungsgericht

06.02.2025 10:58
Das Verfahren wurde auf Grundlage einer Anzeige des Präsidenten des Verfassungsgerichts, Bogdan Święczkowski, eingeleitet, der die derzeitige Regierung als "organisierte kriminelle Gruppe" bezeichnete. Justizminister Adam Bodnar, der sich derzeit in Brüssel aufhält, kritisierte das Vorgehen scharf und bezeichnete es als "politische Aktion". Er verwies darauf, dass sowohl Święczkowski als auch Ostrowski als loyale Gefolgsleute des früheren Justizministers Zbigniew Ziobro gelten.
Trybunał Konstytucyjny
Trybunał Konstytucyjny Grzegorz Czapski/Shutterstock

Die Entscheidung des stellvertretenden Generalstaatsanwalts Michał Ostrowski, Ermittlungen wegen des Verdachts eines Staatsstreichs durch die amtierende Regierung einzuleiten, hat in Polen erhebliche politische Spannungen ausgelöst. Das Verfahren wurde auf Grundlage einer Anzeige des Präsidenten des Verfassungsgerichts, Bogdan Święczkowski, eingeleitet, der die derzeitige Regierung als "organisierte kriminelle Gruppe" bezeichnete, die das verfassungsmäßige System der Republik Polen zu untergraben versuche.

"Politisch motiviertes Verfahren"

Justizminister Adam Bodnar, der sich derzeit in Brüssel aufhält, kritisierte das Vorgehen scharf und bezeichnete es als "politische Aktion". Er verwies darauf, dass sowohl Święczkowski als auch Ostrowski als loyale Gefolgsleute des früheren Justizministers Zbigniew Ziobro gelten und gezielt politische Aufgaben umsetzen. Bodnar betonte zugleich, dass sich die Staatsanwaltschaft weiterhin auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren werde: die Aufarbeitung vergangener Missstände und die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.

Innenminister Tomasz Siemoniak äußerte sich ebenfalls kritisch zu den Ermittlungen. Er sprach von einer "völligen Blamage" für Ostrowski und warf ihm vor, sich nicht an die Weisungen seines Vorgesetzten zu halten, was ihn als Staatsanwalt disqualifiziere. Auch er sieht in dem Verfahren eine rein politische Motivation.

Der Abgeordnete der Partei Polska 2050, Mirosław Suchoń warf Ostrowski vor, die staatliche Ordnung bewusst zu destabilisieren. "Das, was dieser Mann tut, entspricht genau dem, was er der Regierung vorwirft: Es ist ein de facto Putschversuch", so Suchoń.

Die Anzeige von Święczkowski richtet sich insbesondere gegen Regierungspläne zur Umgestaltung zentraler Justizorgane wie des Verfassungsgerichts, des Landesjustizrates und des Obersten Gerichts. Er sieht darin den Versuch, diese Institutionen zu schwächen oder gar aufzulösen.

Kampfbegriff "Rechtsstaatlichkeit"

Hintergrund: Die amtierende Regierung war mit dem Versprechen angetreten, nach der umstrittenen Justizreform der Vorgängerregierung, in der viele Experten einen Versuch sahen, die Gewalteneinteilung zu untergraben, die Rechtsstaatlichkeit im Lande wiederherzustellen. Von Anhängern der Vorgängerregierung und einem Teil der zu deren Zeit ernannten Richter werden eben diese Versuche immer wieder als verfassungswidrig und damit als Verstoß gegen die Rechtsstaatlichkeit ausgelegt.

IAR/adn


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