Deutsche Redaktion

Die wichtigsten Themen des polnischen Wahlkampfs

21.03.2025 13:46
Welcher Kandidat hat laut den Polen am ehesten das Zeug zum Präsidenten? In den jüngsten Umfragen hebt sich ein Kandidat besonders hervor. AUCH: Premierminister Tusk geht die Opposition für ihr Verhalten bei der Abstimmung über Sicherheitsfragen hart an. Und: Experten erwarten zunehmende Attacken auf den Staatspräsidenten und die Präsidentschaftskandidaten von russischer Seite. Mehr dazu in der Presseschau.
Czy dezinformacja może wpływać na to, jak głosujemy?
Czy dezinformacja może wpływać na to, jak głosujemy? Shutterstock/Daniel Jedzura

RZECZPOSPOLITA: Die wichtigsten Themen des Wahlkampfs

In der jüngsten Umfrage wird Rafał Trzaskowski von der Regierungspartei als der beste Präsidentschaftskandidat bewertet. Karol Nawrocki von der größten Oppositionspartei PiS hat schlechter abgeschnitten als Sławomir Mentzen und Szymon Hołownia. Die Umfrage, die im Auftrag der Rzeczpospolita durchgeführt wurde, zeigt, dass 70 Prozent der Befragten die Sicherheit als das wichtigste Thema für den zukünftigen polnischen Präsidenten ansehen. Weitere zentrale Themen für die Polen sind die Wirtschaft, einschließlich Inflation, Steuern und Arbeitslosigkeit, das Wohlergehen der Bürger, die Gesundheitsversorgung, die Rechtsstaatlichkeit sowie Außenpolitik.

Auf die Frage, wie effektiv die einzelnen Präsidentschaftskandidaten in Sicherheitsfragen sein würden, lesen wir, hätten 43 Prozent der Befragten Rafał Trzaskowski und 27 Prozent Karol Nawrocki genannt. Wie das Blatt beobachtet, hätten Sławomir Mentzen und Szymon Hołownia bessere Ergebnisse als Nawrocki erzielt. Am schlechtesten habe die Kandidatin der Linkspartei, Magdalena Biejat abgeschnitten.

In anderen Bereichen sehe die Situation ähnlich aus: Der Kandidat der Bürgerkoalition führe in allen Themenbereichen und lasse seine Mitbewerber weit hinter sich. Wie die Tageszeitung schreibt, sind die Polen zudem der Meinung, dass der Kandidat der Konföderation in jedem Bereich besser abschneiden würde als der von der PiS unterstützte Nawrocki.

Nur eine Präsidentschaftsdebatte oder kleinere Auseinandersetzungen – etwa zwischen Nawrocki und Mentzen um die Vorherrschaft auf der Rechten oder zwischen Mentzen und Hołownia, wie vom Sejm-Präsidenten gefordert – könnten die Situation verändern. Aber aus verständlichen Gründen wird es keine kleinen Debatten geben[Ad1] , meint Professor Antoni Dudek, Politikwissenschaftler und Historiker im Gespräch mit dem Blatt.

DO RZECZY: Politische Spiele mit der Sicherheit

Der Sejm hat am Donnerstag eine Resolution zur Sicherheit der Republik Polen verabschiedet. In dem Dokument wird unter anderem betont, dass der Sejm den Beschluss des Europäischen Parlaments zum Projekt des „Schutzschilds Ost“ für besonders wichtig hält. Die Parteien Recht und Gerechtigkeit sowie die Konföderation haben gegen den Beschluss gestimmt, erinnert das nationalkonservative Wochenblatt Do Rzeczy.

Was jetzt vorgeschlagen werde, sei nichts weniger als der Beginn einer politischen Dynamik, die von einem großen Teil der Europäischen Union und vor allem von den beiden größten Staaten, die zu Unrecht als Supermächte bezeichnet werden, gewünscht werde, habe Kaczyński vor der Abstimmung gesagt. Eine Dynamik, die zumindest zu einer großen Schwächung, vielleicht sogar zur Auflösung der NATO führen werde. Darum gehe es hier, habe der Vorsitzende der größten Oppositionspartei argumentiert.

Premierminister Donald Tusk kommentierte das Ergebnis der Abstimmung in den sozialen Medien. Die Opposition habe die Wahl gehabt: Unterstützung der Resolution oder Blamage. Sie hätten sich für die Schande entschieden, und man habe die Resolution trotzdem angenommen, habe der Regierungschef geschrieben.

Der von den Abgeordneten der Bürgerkoalition vorgeschlagene Resolution umfasse die volle Unterstützung für die im Beschluss des Europäischen Parlaments enthaltenen Lösungen vom 12. März zur Zukunft der europäischen Verteidigung. Dazu gehöre auch ein Änderungsantrag, der den „Schutzschild Ost“ - das geplante Befestigungssystem an der polnischen Grenze zu Russland und Weißrussland - als Vorzeigeprojekt für die gemeinsame Sicherheit der EU anerkenne, erinnert Do Rzeczy.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Russen stets gefährlich

Marek Biernacki, Vorsitzender des Ausschusses für Sonderdienste, erklärte, dass während des Präsidentschaftswahlkampfes verstärkte russische Aktivitäten in Polen sowie erhöhter Migrationsdruck aus Weißrussland zu erwarten sind. Es gebe verschiedene Signale, dass der Präsident ins Visier der russischen GRU- und FSB-Dienste geraten könnte, sagte Biernacki. Es gehe vor allem um Propagandaattacken. Biernacki fügte hinzu, dass alle politischen Kräfte in Polen in Gefahr seien, berichtet das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna.

Biernacki warnte, dass mit dem Näherkommen der Präsidentschaftswahlen auch eine Zunahme der Angriffe zu erwarten sei. Die Aktivitäten der ausländischen Geheimdienste, die für den Bürger unmerklich, für die Dienste in Polen aber spürbar seien, würden nach und nach sichtbar werden. Die Russen würden zwar keine neuen Ideen entwickeln, aber durch die innere Spaltung sei Polen besonders anfällig. Eine Destabilisierung des Landes könne künftig sowohl die Hilfe für die Ukraine als auch die Abwehr einer möglichen Aggression Russlands schwächen. Die Atmosphäre werde aufgewühlt, um auch die Gesellschaft zu verunsichern. Die Russen wollten, dass Polen ein innerlich destabilisierter Staat sei, in dem die nationale Einheit erschüttert worden sei, zitiert den Abgeordneten Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Jakub Kukla

Infomagazin aus Polen: 3 Jahre russischer Angriffskrieg, Einfluss der Bundestagswahlen auf deutsch-polnische Beziehungen, Lehren aus dem russischen Überfall für den kollektiven Westen

24.02.2025 13:40
Heute vergehen genau 3 Jahre seit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Und: Was erhoffen sich die Polen von einem Bundeskanzler Merz?  Mehr dazu im aktuellen Infomagazin.

Umfrage: Trzaskowski führt, Nawrocki und Mentzen folgen

18.03.2025 13:42
In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen könnte Rafał Trzaskowski (KO) mit 36,4 Prozent der Stimmen anführen. Karol Nawrocki, unterstützt von der Partei PiS, käme demnach auf 25,9 Prozent, während Sławomir Mentzen (Konfederacja) auf 18,1 Prozent zählen könnte. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IBRiS hervor.

EU gibt Polen 20 Milliarden zum Aufrüsten

20.03.2025 00:30
Polen werde das Geld hauptsächlich in die polnische Verteidigungsindustrie, in polnische Unternehmen und vor allem in polnische Arbeitsplätze investieren, teilte ein Minister mit.

Tusk wirft Opposition „Sabotage im Interesse Russlands“ vor

20.03.2025 10:03
Ministerpräsident Donald Tusk hat die Opposition scharf kritisiert. Anlass ist die Ablehnung einer EU-Resolution zur Stärkung der europäischen Verteidigung. 

„Russland will keinen Frieden. Es hat seine Bevölkerung jahrelang auf den Krieg vorbereitet"

20.03.2025 13:50
Seit Jahren habe sich Russland auf eine längere Konfrontation mit Westeuropa und eine Fortsetzung des Krieges in der Ukraine vorbereitet. Der Glaube der US-Regierung an einen Reset in den Beziehungen zu Moskau, einen Frieden in der Ukraine und Putins gute Absichten sei mehr als naiv. Trumps Gespräch mit Putin habe das Scheitern der Strategie des US-Präsidenten offenbart. Und: Polnische Dienste sollen ungehinderten Zugang zu Informationen darüber haben, mit wem und von welchem Ort aus wir telefonieren. Dies verstoße gegen europäisches Recht. Mehr dazu in der Presseschau.

Sikorski: „Ein Klassiker der sowjetischen Diplomatie“. Russland droht Polen

21.03.2025 06:40
„Russland droht uns mit Vergeltung für den Austritt aus einer Konvention über Antipersonenminen, der es selbst nicht angehört. Ein Klassiker der sowjetischen Diplomatie“, schrieb Außenminister Radosław Sikorski am Donnerstag. Damit bezog er sich auf die Worte der Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, die deswegen Vergeltungsmaßnahmen gegen Polen und die baltischen Staaten angekündigt hat.

Premierminister: EU erkennt „Schutzschild Ost" als sicherheitspolitische Priorität an

21.03.2025 12:01
„Europa darf nicht länger schutzlos sein“, erklärte Tusk nach den Gesprächen. Der wachsende Druck der Vereinigten Staaten auf die europäischen Partner, mehr Verantwortung für ihre eigene Sicherheit zu übernehmen, mache ein Umdenken notwendig.